Indexbasierter Kostenausgleich, standardisierte Rahmenverträge und Digitalisierung sind effektive Mittel, um Kosten in der Hilfsmittelversorgung zu reduzieren und Versorgung zu verbessern
Aufgrund der zunehmenden Ambulantisierung im Gesundheitswesen kommt der Hilfsmittelversorgung eine immer größere Bedeutung zu. In einem aktuellen Positionspapier betont der Industrieverband SPECTARIS die dringende Notwendigkeit von umfassenden Reformen, um die Qualität der Hilfsmittelversorgung und die wohnortnahe Patientenbetreuung auch zukünftig sicherzustellen.
"Die rasant gestiegenen Kosten für Energie, Material, Personal und Regulierung setzen Herstellern von medizinischen Hilfsmitteln und nichtärztliche Leistungserbringern wie Homecare-Providern oder Sanitätshäusern erheblich zu. SPECTARIS fordert einen indexbasierten Kostenausgleich, um die unternehmerische Tätigkeit langfristig zu sichern und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten", erklärt Sven Koppelwiser, Sprecher der Arbeitsgruppe Hilfsmittel bei SPECTARIS. Mit einem im Gesetz verankerten indexbasierten Kostenausgleich könnten die zwischen Leistungserbringenden und Krankenkassen vereinbarten Preise und Festbeträge automatisch angepasst werden, was zu mehr Transparenz und Fairness in der Preisgestaltung und zu einer massiven Reduzierung von Ressourcen- und Verwaltungsaufwand sowohl auf Seiten der Kostenträger als auch auf Seiten der Hilfsmittelversorger führt.
Um den Verwaltungsaufwand bei den Vertragsverhandlungen zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern zu reduzieren und die Transparenz von Vertragsinhalten zu erhöhen, setzt sich SPECTARIS für die Einführung standardisierter Rahmenverträge zur Hilfsmittelversorgung ein. Diese sollen die allgemeinen Verwaltungs- und Abrechnungsprozesse festlegen. "Entscheidend ist, dass auf der Grundlage dieser standardisierten allgemeinverbindlichen Rahmenverträge anschließend einzel- oder gruppenvertragliche Inhalte wie GKV-spezifische Leistungen oder Preise vereinbart werden können", betont Koppelwiser. Das SPECTARIS-Positionspapier mit zehn Empfehlungen zur bürokratischen Entlastung in der Hilfsmittelversorgung kann hier heruntergeladen werden.
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen wird als Schlüssel zur Bewältigung der demografischen Herausforderungen und des Fachkräftemangels betrachtet. SPECTARIS setzt sich für den Einsatz von digitalen Gebrauchsanleitungen, Videoeinweisungen und die Nutzung von Digitalen Gesundheits- und Pflegeanwendungen (DiGAs und DiPAs) ein. Insbesondere das große Potenzial von Telemonitoring muss durch weitere gesetzliche Regelungen besser ausgeschöpft werden.
Das Hilfsmittelverzeichnis (HMV) muss zudem zeitgemäß überarbeitet werden, um den aktuellen medizinisch-technischen Fortschritt widerzuspiegeln. SPECTARIS fordert gesetzliche Fristen für das Aufnahmeverfahren und transparente Kriterien für die Aufnahme neuer Hilfsmittel ins HMV.
"In Anbetracht der bevorstehenden Renteneintrittswelle und des wachsenden Fachkräftemangels erscheint es dringend notwendig, administrative Abläufe zu verschlanken. Die Abschaffung der Pflicht zur Einreichung von Originaldokumenten in Papierform und die dauerhafte Umsetzung administrativer Erleichterungen, wie sie in der Pandemiezeit erfolgreich vollzogen wurden, sind entscheidende Schritte in diese Richtung", so Koppelwiser weiter.
SPECTARIS appelliert an die politischen Entscheidungsträger, diese drängenden Reformen zügig in Angriff zu nehmen. Die Sicherstellung einer hochwertigen Hilfsmittelversorgung ist nicht nur entscheidend für die Lebensqualität von Millionen von Menschen, sondern trägt auch zur Stabilität und Effizienz des Gesundheitssystems bei. SPECTARIS betont die Notwendigkeit einer sorgfältig geplanten und sinnvoll umgesetzten Reform der Hilfsmittelversorgung.
Das aktuelle Positionspapier „Hilfsmittelreform: Das muss jetzt passieren!“ kann hier heruntergeladen werden.