Offener Brief: Einbeziehung kritischer Personenkreise bei der prioritären Verteilung eines COVID 19-Impfstoffs sowie Verzahnung mit Teststrategie

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Sehr geehrter Herr Bundesminister,

Anfang letzter Woche haben die Ständige Impfkommission (STIKO), der Deutsche Ethikrat und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina ihre Empfehlungen für einen gerechten und geregelten Zugang eines COVID 19-Impfstoffes vorgelegt. Auf Basis dieser Empfehlungen soll nunmehr ein Verteilungsplan mit der notwendigen Priorisierung entwickelt werden.

Ganz weit oben in der Prioritätenliste und gleich hinter den noch genauer zu definierenden „Risikopatienten“ stehen zurecht Personen mit besonders hohem arbeitsbedingten SARS-CoV-2-Expositionsrisiko, also Mitarbeiter im Gesundheitswesen, insbesondere Ärzte und Pflegekräfte. Eine wichtige Berufsgruppe des Gesundheitswesens mit unmittelbarem Kontakt zu Patienten wird in diesem Zusammenhang leider oft übersehen: die nichtärztlichen, sonstigen Leistungserbringer im Gesundheitswesen wie Mitarbeiter in Sanitätshäusern und von Homecare-Unternehmen. Neben der klassischen Versorgung im Sanitätshaus handelt es sich hierbei insbesondere auch um die oft lebensnotwendige Einweisung, Versorgung und Überwachung von Patienten sowohl in der häuslichen Umgebung als auch in stationären Einrichtungen. Beispielhaft seien hier zu Hause beatmete oder mit Sauerstoff versorgte Patienten zu nennen, die fast regelmäßig zur Risikogruppe für die Lungenkrankheit COVID-19 zählen. Eine Impfung dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Schutz der zu versorgenden Patientinnen und Patienten erscheint uns daher nicht nur ethisch angemessen, sondern zwingend notwendig.

Schließlich sollten auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Medizintechnik- und Labortechnikunternehmen, die für die technische Versorgung von Gesundheitseinrichtungen und Laboren zuständig sind, bei der Verteilung eines Impfstoffs an vorderer Position berücksichtigt werden. Diese Personen garantieren letztlich, dass die hochkomplexen Geräte auch jederzeit einsatzfähig sind. Servicemitarbeiter benötigen Zugang zu den ambulanten und stationären Versorgungseinrichtungen, wo eine physische Nähe zu Patienten und Risikogruppen nicht ausgeschlossen werden kann. Medizinprodukteberater nach § 31 MPG sind bei hochkomplexen Eingriffen sogar unmittelbar anwesend und sollten daher auch bevorzugt geimpft werden.

Da ein Verteilungsplan vor allem in den ersten Monaten mit einer begrenzten Verfügbarkeit der Impfstoffe und der unterschiedlichen Wichtigkeit der Personenkreise umgehen muss, empfehlen wir, die Impfstrategie mit einer abgestuften Teststrategie zu verzahnen. Insbesondere sollte sichergestellt sein, dass kritische Personenkreise, die nicht vorrangig geimpft werden können, aufgrund von Antigen-Schnelltests ihrer Arbeit unmittelbar nachgehen und langwierige Quarantäne-Bestimmungen abkürzen können Zusätzlich wären klar kommunizierte Empfehlungen zu geeigneten Teststrategien für unsere Mitgliedsunternehmen hilfreich. Dies betrifft z.B. die oben genannten Servicemitarbeiter, Medizinprodukteberater genauso wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen der Medizin- und Labortechnik, um am Ende wesentlich zur Versorgungssicherheit beizutragen.. Entsprechende Empfehlungen an die Landesbehörden auszusprechen, wäre auch, aber nicht nur für die Arbeitsfähigkeit von Medizintechnik- und Labortechnikunternehmen von großer Bedeutung.

Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie über Ihr Haus diese Aspekte in die Diskussion und Entwicklung eines Verteilungsplans einspeisen und entsprechend berücksichtigen könnten.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Martin Leonhard (Vorsitzender Medizintechnik im Industrieverband SPECTARIS)

Jörg Mayer (Geschäftsführer)

 

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